Rezensionen Thalia

Rezension zum "Märchenspiegel  der Aramesh" - Thalia

Ein Märchenbuch wie eine Perle
von einer Kundin/einem Kunden aus Hamburg am 15.11.2017

Dieses Märchenbuch ist eine Perle unter den Märchenerzählungen, denn der "Märchenspiegel der Aramesh" lässt die Herzen aller Märchenfreundinnen und -freunde höher schlagen. Das Mädchen Aramesh verliert in ihrer Heimat alles, was ein Kind nur verlieren kann, jedoch nicht die Hoffnung. Sie erlebt hautnah mit, wie die Märchen von dieser Welt zu verschwinden drohen und macht sich - trotz ihrer eigenen schwierigen Lage - daran, die Märchen der Menschheit zu bewahren und in ihnen Trost zu suchen, wenn es mal wieder im realen Leben zu brenzlig wird. Obwohl der Märchenspiegel von bösen Mächten zerstört wird, findet Aramesh in seinen Splittern wie in einem Puzzle die Märchen wieder. Und so führen uns Königreiche, Hexen, Dschinns, Elfen und sogar Engel durch viele berührende und tiefgründige Abenteuer. Ich sehe in diesem hochwertigen Buch eine Anlehnung an Michael Endes Unendliche Geschichte, nämlich wie Märchen und Realität immer wieder aufeinander treffen. Es berührt durch seine schöne Sprache und die Spannung ist schier unerträglich, sodass man gar nicht mehr aufhören mag zu lesen, bis man das Buch am Ende seufzend und mit leichtem Bedauern, weil es ja nun mal ein Ende hat, aus den Händen legt. So kann ich dieses Buch wärmstens an alle Märchenliebhaber weiterempfehlen. Sie werden nicht enttäuscht werden.



Brutale Gegenwart als Märchen erzählt
von einer Kundin/einem Kunden aus Engelskirchen am 14.10.2017

Eigentlich hat sie sich bisher vor allem als Lyrikerin hervorgetan. Aber jetzt ist Barbara Naziri ohne jede Frage ein glänzendes Debüt als Märchenerzählerin gelungen. Wenn überhaupt, dann hat natürlich sie als Deutsch-Iranerin mit jüdischen Wurzeln die entsprechenden literarischen „Gene“ und kann aus morgenländischer sowie jüdischer Erzähl-Tradition nahezu grenzenlos schöpfen. Wort- und metaphernreich erzählt sie von den grausamsten Erlebnissen und damit von der traurigen Gegenwart zweier Kinder, die im Jugendamtsjargon als sogenannte unbegleitete Minderjährige aus morgenländischen Kriegsgebieten Richtung Westen fliehen müssen, da ihre Eltern ihnen kein sicheres Zuhause mehr bieten konnten. Sie vertrauen sich Schleppern sowie anderen erwachsenen Flüchtlingen an, stoßen in den Ländern, die sie zu Fuß oder mit dem Zug durchqueren immer wieder, aber nicht nur auf hilfreiche Menschen. Am Ende finden das Mädchen Aramesh und der Junge Darius nach der langen und entbehrungsreichen Flucht in Deutschland eine Pflegemutter, die ihnen sehr zugetan ist und die Gewohnheiten ihres Landes nahebringt. Barbara Naziri beherrscht in ihren Märchen eine fast mühelos wirkende bildhafte Sprache und eine insgesamt leicht schwingenden Sprachmelodie, die scheinbar aus der harten Gegenwart herausführt, um wenig später umso emotionaler in die grausame Wirklichkeit zurückzukehren. Gekonnt übersetzt sie die Alltags- in eine Märchensprache, die Kindern sowie Erwachsenen die Nöte von den beiden jungen Flüchtlingen einfühlsam und verständlich näher bringt. Neben dem Rahmenmärchen über die Flucht der Beiden, entdeckt das Mädchen Aramesh in den Splittern ihres Märchenspiegels, die sie als Teile ihrer zerstörten Heimat mitnahm, immer wieder neue Märchen, die sie in diverse zumeist tröstliche Fantasiewelten eintauchen lässt. Die Figuren in den Erzählungen müssen manche Abenteuer bestehen, die allerdings stets märchenhaft gut ausgehen. Selbstverständlich ließ die Lyrikerin Naziri es sich nicht nehmen, in den Märchen ihren fantasievollen Figuren immer wieder wohl klingende Zaubersprüche, Verwünschungen und Verheißungen in gereimter Form in den Mund zu legen. So lässt sich der hoffnungsvolle Frühling ermutigend vernehmen: „Kommt mit mir hinaus in Garten und Flur / die Bächlein und Bäume zu wecken,/ Kommt mit auf die Wiesen und lobt die Natur, / dort, wo sich die Blumen verstecken.“ Am Ende ihres Buches ließ die Autorin, die auch als Menschenrechtsaktivistin unterwegs ist, ihren Wünschen freien Lauf und schrieb: „Die Diktatoren beugten sich dem Volk, die Reichen teilten ihr Hab und Gut mit den Armen. Niemand beschnitt die Freiheit des anderen oder betrog ihn gar, die Menschen akzeptierten einander, wie sie waren, die Dunkelheit wich dem Licht und der Hass wurde von der Liebe besiegt. Und das ist eigentlich das schönste Märchen.“ Dem Illustrator Mario Herla (GreybearMH) und der Illustratorin „Hokuspokus“ gelangen auf dem Cover und im Buch 19 stimmungsvolle Bilder. Somit haben sie und vor allem Barbara Naziri ein Buch geschaffen, das älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf märchenhafte Weise die Grausamkeiten, aber auch die tröstlichen Situationen kindlicher Kriegsflüchtlinge anschaulich nahebringt. Bei allem Unglück wird darin die Zuversicht nie ganz aufgegeben

 

Ein Hort der Magie
von einer Kundin/einem Kunden aus Hamburg am 25.07.2017

Wenn ich als Mann sage, dass ich Märchen sehr mag, klingt das vielleicht komisch. Aber sie faszinieren mich, seit ich denken kann. Den Märchenspiegel der Aramesh habe ich letzte Woche erworben, weil mich das Cover sofort ansprach. Ich wurde mehr als überrascht. Abgesehen von den fantastischen Illustrationen sind die Märchen jedes für sich eine Granate. Die Geschichten sind ein Hort der Magie und entführen den Leser in eine Zauberwelt, aus der er sich nur schwer zu lösen vermag. Geschmückt werden alle Märchen durch die reale Geschichte der Aramesh, eines kleinen Mädchens, das Heim und Eltern in den Kriegswirren verliert und sich aufmacht, um eine neue Heimat zu finden. Hier kommen die Flüchtlingsschicksale unserer Zeit zum Tragen. Märchen und Realität sind gekonnt vermischt wie durch die Zerstörung des Märchenspiegels und den sprechenden Hund, der eine Zeitlang der Begleiter von Aramesh wird. Dieses Buch lässt alle Emotionen fließen - und ja, ich werde es nun endlich meiner Tochter zu lesen geben, die schon sehnsüchtig darauf wartet. Ich hoffe auf weitere Märchenbücher der Autorin.

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