Aramesh

Aramesh
 Brückenbauerin zwischen den Kulturen 

 


(Bild: Gernot Jennerwein)


Jeder Mensch nimmt seinen Platz im Leben ein. Ich habe erst spät begriffen, worin meine Aufgabe liegt, bis ich erkannte, ich kann eine Brückenbauerin sein, eine Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Mein Elternhaus war iranisch-jüdisch geprägt und ich bin in Norddeutschland aufgewachsen. Darum bezeichne ich mich gern selbst als eine Pflanze mit yiddischen Wurzeln in persischer Erde, Blütestandort Norddeutschland. Ich entstamme einem sehr liberalen Elternhaus. Religion spielte eher eine unbedeutende Rolle. Ich lernte, Menschen nicht an ihrem Status oder Titeln zu messen, sondern ihre inneren Werte zu erkennen und zu schätzen. So schaue ich in die Herzen der Menschen, denn Liebe öffnet ihre Türen und verbindet uns miteinander. 

Im Gegensatz zu meiner sehr musikalischen Familie, konnte ich mit einem Musikinstrument weniger anfangen. Anstatt nach Noten zu spielen, begann ich zu schreiben. Mein Instrument wurde der Füllfederhalter. Schon als Kind entdeckte ich meine Liebe zum Geschichtenschreiben und zum Dichten. Sie wurde meine Passion, denn hiermit konnte ich meinen Gefühlen Ausdruck verleihen und Menschen berühren.

Behütet und beschützt und rückblickend auf eine wunderbare Kindheit, die mir für das Leben ein starkes Fundament gab, habe ich den Stürmen des Lebens gut standgehalten und mich stets für die Liebe entschieden, besonders in den dunklen Tagen, in denen ich mit ansehen musste, wie Menschenrechte gebrochen, die Würde, unser kostbarstes Gut, mit Füßen getreten wurde.  Hier wie auch dort, wo meine zweite Heimat Iran hinter einem Schleier verborgen liegt. So nahm ich mich der Flüchtlinge an, deren Sprache ich sprach und erfuhr von traurigen Schicksalen, die meine Seele berührten.  

Ich wurde Menschenrechtsaktivisten und Gründungsmitglied beim Hamburger Flüchtlingsrat. Ebenso unterstütze ich die weltweite Vereinigung Madarane Irani, die iranischen Mütter, die um ihre ermordeten und verschwundenen Kinder trauern und regelmäßig an die Öffentlichkeit treten, um auch hier in Deutschland auf die Zustände im Iran aufmerksam zu machen. Im Zuge dessen haben mein Freund Hady T. und ich die Inititative Menschenrecht und Demokratie Iran gegründet. Weiterhin bin ich Mitglied im Auschwitz-Komitee. Meine Zielvorstellung und Wunsch sind die Einigung aller iranischer Gruppen, die sich für Freiheit und Demokratie im Iran einsetzen.

Relativ spät kam ich auf die Idee, meine Schriften auch zu veröffentlichen, denn ich habe verstanden, dass ich nicht nur lustige und nachdenkliche Geschichten und Gedichte schreiben kann, sondern meinem Land helfe, indem ich mich als Schriftstellerin und Dichterin sowohl literarisch als auch politisch über Iran äußere. Mein Buch Grüner Himmel über schwarzen Tulpen wurde zu einer Brücke zwischen der deutschen und der iranischen Kultur, weil es den Schleier des Nichtwissens hebt und ein Land beschreibt, das ich aus tiefstem Herzen liebe: Hinter all dem steht der Wunsch, bei den hier in Freiheit lebenden  Menschen das Verständnis für Iran und seine Menschen zu vermitteln, denen die Würde genommen wurde. Mein Anliegen besteht darin, Solidarität zu wecken und die Menschen hier zu motivieren, sich für uns einzusetzen, damit unsere Stimmen nicht ungehört verhallen. Denn Menschenrechte sind unteilbar.

Herbstgeflüster entstand gemeinsam mit meinem Freund Peter Reuter. In einem sprühenden Schlagabtausch, unsere unterschiedlichen Herkunftsländer auf die Schippe nehmend, pieksen wir Autoren mal satirisch, mal schmerzhaft mitten in ein Problem und entdecken dabei viele Gemeinsamkeiten. Dieses Buch behandelt sowohl politische Themen als auch den Menschen an sich und die Liebe, die uns alle miteinander verbindet.

Meine Lyrik schreibe ich unter dem Namen Aramesh (persisch: Seelenfrieden).

Mein Buch Märchenspiegel der Aramesh führt ein kleines Flüchtlingsmädchen in das Zauberreich der Fantasie. Hier finden Jung und Alt magische und abenteuerliche Geschichten zum Träumen und zum Hoffen. Das Kurzgeschichtenbuch Vor unserer Tür habe ich dem Projekt Sternenblick in Berlin gewidmet. Alle Einnahmen dieses Buches kommen leukämiekranken Kindern zugute.

Mein neuestes Buch Granatapfelkerne wendet sich bereits an die Zehnjährigen, jedoch auch für Erwachsene ist das Buch lesenswert. Durch die Augen eines Kindes erfahren wir, wie sich die Situation in dessen Heimat plötzlich verändert und die heile Welt zusammenbricht, sodass nichts bleibt außer der Flucht in eine neue unbekannte Welt.

Im Mai 2020 erschien während der Corona-Pandemie mein erster Lyrikband Aramesh - Sternenlicht und Katzengold im Bookspot-Verlag. Diese Beschreibung trifft es am besten: 
„Manchmal denke ich in Gedichten – dann stürmen sie mit mir davon wie ungezügelte Pferde, galoppieren über die Steppe der Sehnsucht, fliegen wie die Vögel der Liebe entgegen, umkreisen Gesellschaft und Politik und finden ihr weiches Nest in der Schönheit der Natur, während Humor, dieser Narr, mir lachend auf die Schulter klopft. Die Welt wird in ihrer Ganzheit für mich zur Poesie.“ 

Am 30. September erschien "Scheherazades Kinder", Geschichten zu Grenzgängern, im Bookspot-Verlag, München. Dschinns, Räuberbanden, Schahs und verwegene Helden schmückten die Geschichten, mit denen Scheherazade in »Tausendundeiner Nacht« ihr Leben rettete. Doch was ist geblieben vom sagenumwobenen Morgenland? In »Scheherazades Kinder« folgt die deutsch-iranische Autorin Barbara Naziri den Spuren der Märchenerzählerin. Durch so berührende wie erschütternde Schilderungen lässt sie den Orient lebendig werden, setzt sich mit der politischen Situation ihres Heimatlands Iran auseinander und öffnet die Herzen und Augen ihrer Leserschaft für eine reiche Kultur, die selbst im Schatten von Krieg und Gewalt blüht. Eine bewegende und zugleich schmerzliche Kurzgeschichten-Sammlung, die durch atemberaubende Zeichnungen der deutsch-iranischen Künstlerin Schirin Khorram ergänzt werden.                


http://www.mehriran.de/solidaritaet/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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