Geschichte Irans-4 (Überblick)

Die Afsharen- und Zand-Dynastie (1736 – 1794)

Während des gesamten 18.Jahrhunderts war es mit der Einheit und Kontinuität des Staates vorbei, da Stammesfürsten und militärische Befehlshaber die Macht übernahmen und in verschiedenen Regionen zeitweilig parallel regierten.

General Nadir verließ das von den Afghanen verwüstete Isfahan, wählte Mashad als Amtssitz, ließ sich dort 1736 als Nadir Schah krönen und begründete damit die Afsharen-Dynastie. Nadir Schah war ein despotischer Herrscher, der, in seinen 11 Jahren Amtszeit, das Land mit harter Hand regierte und versuchte die Probleme mit den kriegerischen Nachbarn zu bewältigen. Seine ständigen Feldzüge erschöpften das Land schnell und so war man sowohl innerhalb als auch außerhalb Persiens froh, als er entmachtet und ermordet wurde.


Nadir Schah

In Süd- und Zentraliran kam 1750 Karim Khan, ein Fürst aus dem lurischen Stamm der Zand, an die Macht. Er ließ sich jedoch nie zum Shah krönen und führte nur den Titel wakil al-raaya, Anwalt des Volkes. Als Hauptstadt wählte er Schiraz und begründete dort die Zand-Dynastie. Karim Khan war im Gegensatz zu Nadir Schah ein gemäßigter und eher zurückhaltender Herrscher, zeigte nicht so viel Interesse an kriegerischen Handlungen und widmete sich in begrenztem Masse auch der Kultur.
 


 


Die Qadjaren-Dynastie und die konstitutionelle Revolution (1779 – 1925)

Agha Mohammad Khan (1779-1797), ein Stammesfürst der Turkmenen, brachte ab 1787 große Teile des Irans unter seine Kontrolle und ging aus den Wirren und Machtkämpfen des 18.Jahrhunderts siegreich hervor. Er wählte das bis dahin unbedeutende Teheran als seine Hauptstadt, ließ sich dort 1795 zum Shah krönen und wurde damit zum ersten Herrscher der Qadjaren-Dynastie. Er war ein brutaler und unbarmherziger Herrscher, der von seinen Untertanen und Verbündeten gleichermaßen gefürchtet wurde.

Nach seiner Ermordung folgte ihn sein Neffe auf den Thron, doch Fath Ali Schah (1797-1834) beschäftigte sich lieber mit seinem Harem als mit Staatsgeschäften. Dies machte es für die Russen wesentlich einfacher 1826 erstmals in persisches Territorium einzufallen, welche durch den Iran Zugang zum Persischen Golf und von da aus dann nach Indien haben wollten. Die Russen führten zwei Kriege gegen Persien, besetzten den Norden des Landes und es gelang ihnen die Übergabe von Georgien, Armenien und Aserbaidjan zu erzwingen. Dies alles brachte wiederum die Briten auf den Plan, die die Russen von ihrem Seeweg nach Indien fernhalten wollten. Außerdem hatte Afghanistan bereits 1747 seine Unabhängigkeit von Persien erklärt und die Briten wollten den unabhängigen Pufferstaat zwischen ihrer Kronkolonie Indien und dem expandierendem Russland nicht verlieren, so fielen auch die Briten in Persien ein als diese versuchten Afghanistan zurückzuerobern.

Fath Ali Shah folgten Mohammad Schah (1834-1848) und Naser al-Din Shah (1848-1896) auf den Thron. Letzterer sammelte lieber Kunst und ließ Museen bauen, als sich um die Staatsgeschäfte zu kümmern und so übernahmen langsam die Russen im Norden und die Briten im Süden des Landes die Macht. Persien verlor dadurch zunehmend seine Souveränität und verkam zum Zankapfel der beiden Kolonialmächte. Zwar machte Amir Kabir als erster Ministerpräsident des Landes von sich reden, da er Reformen einleitete und gegen die kolonialen Machtbestrebungen des Europäer kämpfte, aber wegen seines politischen Engagements ließ ihn Naser al-Din Shah ermorden. Er sagte 1872 den Briten sogar das Recht zu, Fabriken in Persien zu bauen, dort auf eigene Rechnung zu produzieren und die Bodenschätze des Landes auszubeuten. Dieser Ausverkauf des Landes an die Kolonialmächte brachte die patriotisch gesinnte Bildungsschicht und die Geistlichkeit als Opposition auf den Plan. Zum ersten Mal in der neueren Geschichte nahm die schiitische Geistlichkeit politischen Einfluss, verlangte nationale Unabhängigkeit und Selbstbestimmung des persischen Volkes. Die oppositionellen Kräfte und der Widerstand des Volkes führten schließlich dazu, dass der Schah den Vertrag mit den Briten annullieren musste.

Nichtsdestotrotz verlagerte der Schah sein Hauptinteresse auf die Kultur des Westens, bereiste Europa und versuchte seinem Land die Errungenschaften der fremden Kultur, ohne auf die eigenen Wurzeln zu achten, aufzuzwingen. Der bereits im 18.Jahrhundert eingeleitete Verfall der persischen Kunst und Kultur wurde dadurch noch verstärkt und es entstand eine halbherzige Mischkultur, die weder ganz orientalisch noch ganz europäisch war. Die immer kompromissloser werdende Verwestlichung des Landes, besonders auch durch die darauf folgende Pahlavi-Dynastie, führte zur Auslöschung der kulturellen und religiösen Identität Persiens.

Aber auch Naser al-Din Schah wurde von der Opposition ermordet und sein Sohn Mozaffar al-Din (1896-1907) bestieg den Thron. Er arbeitete, wie sein Vater, hauptsächlich für die Interessen der britischen Kolonialmacht und gab ihnen sogar die Rechte für die Nutzung persischen Öles, weshalb der Großteil der Gewinne des Ölgeschäfts in britische Kassen floss. Als dann auch noch die Briten den Süden und die Russen den Norden zum Militärstützpunkt machten, kam es 1905 zum offenen Widerstand des Volkes. Der Schah musste einer politischen Umstrukturierung des Landes zustimmen und 1906 bekam Persien eine Verfassung, ein Parlament mit einem gewählten Ministerpräsidenten und die absolutistische Monarchie wurde in eine konstitutionelle umgewandelt, um sicher zu gehen, dass alle Gesetze im Einklang mit den schiitischen Normen und Geboten standen.

Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Muhammad Ali Schah die Macht. Mit Hilfe der Russen, die den ihnen so hilfreichen Schah geschwächt sahen, ließ er 1908 das Parlament wieder auflösen, worauf es überall im Land zu Demonstrationen kam. Obwohl der Schah zu massiven Maßnahmen griff, gelang es der Opposition Teheran zu erobern und das Parlament wieder einzusetzen, woraufhin der Schah ins Exil fliehen musste.


Mohamad Nadir Schah

Sein Sohn, der zwölfjährige Ahmad Schah (1909-1924) bestieg als letzter Qadjaren-Monarch den persischen Thron. Doch weder der junge, unerfahrene Schah noch das im Regieren ebenso unerfahrene Parlament waren in der Lage, über die fatalen Zustände, des von Unruhen aufgeriebenen Landes, Herr zu werden. Während des Ersten Weltkriegs wurden von den Russen und den Briten weitere Teile Persiens besetzt. Nach der Oktoberrevolution zogen die Russen ihre Truppen zurück und Persien wurde von Großbritannien als Kolonialmacht beherrscht, welche auch versuchten das Land zur britischen Kronkolonie zu machen. Dieser Versuch scheiterte an den massiven Protesten des Volkes und so mussten die Briten die militärische Besetzung aufheben, während sie aber weiterhin die Rohstoffe des Landes nutzen und politische Einflussnahme übten. Auf diese Weise kam wohl auch der junge Offizier Reza Khan als Gegenspieler zu dem geschwächten Qadjaren-Schah ins Spiel.


 


Die Pahlavi-Dynastie und die islamische Revolution (1924 – 1979)

Reza Khan, der aus einer einfachen Bauernfamilie stammte, trat sehr früh in die Armee ein und begann von dort aus seine steile Karriere. 1921 wurde er zum Kriegsminister ernannt und 1923 ließ er sich zum Ministerpräsidenten wählen. Während Ahmad Schah 1925 kurzzeitig im Ausland weilte, nutzte er die Chance um zu putschen und den letzten Qadjarenherrscher vom Thron zu stürzen. Als Reza Schah ließ er sich 1926 krönen und gab sich den Zunamen Pahlavi, “der Heroische”.

Um den Einfluss der Religion und damit die Vormachtstellung der Geistlichen in der Gesellschaft zu zerschlagen, und nach dem Vorbild des von ihm wegen seiner politischen Reformen bewunderten türkischen Staatspräsidenten Atatürk, setzte er direkt nach seiner Krönung eine Säkularisierung des Staates und eine sofortige, radikale Anpassung an westliche Normen per Gesetz durch. Das Tragen traditioneller, “islamischer” Kleidung war unter harten Strafen verboten. Dieser unvermittelte Bruch mit allen Traditionen führte im ganzen Land zu starken Protesten und endete mit einem Blutbad und Massenerschießungen im heiligen Bezirk von Mashad.

Um die wirtschaftlichen Bedingungen des armen Landes zu verbessern, ließ er, mit Hilfe deutscher Fachleute, das Straßennetz ausbauen, die zwei wichtigsten Eisenbahnverbindungen von Nord nach Süd und Ost nach West bauen und den Teheraner Flughafen errichten. Ebenso wurde das Post- und Bankwesen organisiert und die Universitäten nach europäischem Muster eingerichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb der Iran zwar offiziell neutral, doch Reza Shah zeigte deutlich seine Sympathien für das Dritte Reich. Die Briten, in deren Hand immer noch die Ölförderung lag, und die Russen nahmen dies zum Anlass, um 1941 den Iran erneut zu besetzen und Reza Shah dazu zu zwingen, zugunsten seines 22 jährigen Sohnes Mohammad Reza, abzudanken und nach Südafrika ins Exil zu gehen.


Schah Reza Pahlavi und sein Vater Reza Khan

Zu Beginn seiner Herrschaft zeigte der junge, in Europa erzogene und mit den Eigenheiten seines Landes wenig vertraute Herrscher weniger Durchsetzungskraft und Härte als sein Vater, sodass es zu einer unbeabsichtigten, kurzfristigen Liberalisierung der politischen Parteien kam.

1951 wurde Dr. Mohammad Mosadegh Ministerpräsident, der erfolgreich gegen die britische Ausbeutung der Ölressourcen kämpfte und erreichte, dass die Ölförderung in iranische Hände gelegt und verstaatlicht wurde. Daraufhin boykottierte British Petroleum Öl aus dem Iran, was zu einem Konflikt zwischen Mossadegh und dem Schah führte. Dadurch fühlte sich der Schah 1953 veranlasst kurzfristig aus dem Iran zu fliehen. Unter der Führung des CIA wurde jedoch der rechtmäßig gewählte Premierminister Mossadegh gestürzt und der Schah konnte in sein Land zurückkehren. Als Folge dessen wurde die Ölförderung wieder entstaatlicht, während das britische Monopol zwar gebrochen war, wuchs die US-Beteiligung um 40% an.

Außenpolitisch stützte sich der Schah immer mehr auf den Westen und entfernte sich dadurch noch mehr von seinem Land, in welchem er nun auch keine Opposition mehr duldete. Innenpolitisch versuchte er ein Programm sozialer und ökonomischer Reformen durchzusetzen und es wurden auch bei der Reduzierung des Analphabetentums und der Emanzipation der Frauen Fortschritte gemacht, doch am Ende ging dies für eine konservative, hauptsächlich ländliche, muslimische Bevölkerung viel zu schnell.

Seit 1962 kristallisierte sich Ayatollah Chomeini immer mehr als Kopf der Opposition heraus, doch nach einer in Ghom gehaltenen Rede, in der er das Volk zum offenen Widerstand aufrief, wurde er ins Exil verbannt.

Schah Mohammad Reza veranstaltete 1971 für die oberen Zehntausend des Landes eine gigantische Feier, um das 2500jährige Bestehen der iranischen Monarchie zu manifestieren und Glanz und Glamour zu demonstrieren, während der Großteil der Bevölkerung in Armut und unter vielen Entbehrungen leben musste. Dies und auch noch die Abschaffung des islamischen Sonnenkalenders im Jahre 1976 führte zum endgültigen Bruch zwischen ihm und der gläubigen muslimischen Bevölkerung.


Glanz, Glamour und Unterdrückung der Bevölkerung unter Schah Reza 

In den Zeiten des Ölbooms wurde vom Schah ein Vermögen in ungeeignete Projekte investiert und einige Wenige wurden immer reicher, während sich die Lage für die Bevölkerung zusehends verschlechterte. Als dieser Zustand im Zuge der Ölkrise noch schlimmer wurde, wuchs der Widerstand in der Bevölkerung immer mehr an, besonders da die Pahlavis weiterhin in Saus und Braus lebten. Gegen diese Proteste ging der Schah als absoluter Herrscher, der weiterhin vom Westen Rückendeckung hatte, mit aller Härte und auch mit seinem berühmt-berüchtigten Geheimdienst, der SAVAK, vor. Als die Versuche, sein Regime zu retten, immer verzweifelter und brutaler wurden, geriet auch die US-Unterstützung ins Wanken. Nachdem es bei Demonstrationen am 8. September 1978 zu einem Blutbad kam, wurde die Empörung und der Zorn des Volkes so übermächtig, dass der Schah am 16. Januar 1979 sein Land verlassen und ins Exil gehen musste, womit auch das Ende der Pahlavi-Dynastie besiegelt war.

 

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