Gleiche Chancen für Roma und Sinti - ein Appell

Gemeinsames Statement mit Esther Bejarano:

Gleiche Chancen für Roma und Sinti sind eine Säule der Menschlichkeit – 
ein Appell


von links: Barbara Naziri, Esther Bejarano

 

Rund 500.000 Roma aus ganz Europa wurden von den Nationalsozialisten in 11 europäischen Ländern dahin geschlachtet. Das entspricht mindestens einem Viertel ihrer Gesamtbevölkerung. Die entmenschte Rassifizierung der Roma und anderer Minderheiten war der erste Schritt, um diesem abscheulichen Verbrechen den Weg zu ebnen.

Heute müssen wir die Notwendigkeit erkennen, uns in Erinnerung an ihre historische Verfolgung den Herausforderungen zu stellen, vor denen sie heute noch stehen und die zu oft übersehen werden. Die Augen davor zu schließen, ist eine Menschenrechtsverletzung, ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Sinti und Roma sind nach 7 ½  Jahrzehnten täglich mit Hass, Gewalt, Diskriminierung und Rassismus konfrontiert. Und viele haben immer noch keinen Zugang zu Grundnotwendigkeiten wie menschenwürdige Wohnungen, Bildung und Gesundheitsfürsorge.

Noch heute sind in Deutschland und seinen Nachbarländern die Roma vergessene Opfer des Holocaust. Zudem hat seit Kriegsende der Rassismus, der nach den Gräueln des Nationalsozialismus niemals ausgelöscht war und im Verborgenen weiter wirkte, ständig zugenommen. Nun zeigt er sich sowohl in Politik als auch in unserer Gesellschaft, ja, schlimmer: Er ist sogar „gesellschaftsfähig“ geworden.

Darum gilt es, dass wir uns heutzutage an unsere gemeinsamen europäischen Werte  erinnern müssen, um somit Gleichheit und Nichtdiskriminierung kraftvoll und leidenschaftlich zu verteidigen. Es ist unsere Pflicht, die der Deutschen und aller EU-Mitgliedstaaten, wirksame Maßnahmen zur Erinnerung an historische Gräueltaten sicherzustellen, für den Schutz historischer Stätten zu sorgen und zu erhalten sowie Bildung und Forschung in diesem Bereich zu fördern. Und es ist die Pflicht eines jeden von uns, unsere Mitbürger mit Würde und Respekt zu behandeln, insbesondere mit den verletzlichsten in unserer Gesellschaft.

 

Esther Bejarano                      Barbara (Maryam) Naziri
(Auschwitzüberlebende)            (Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin)

Hamburg, 27. Februar 2019



 

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