Ein Ungeheuer weniger...

Stunde der Gerechtigkeit oder Nachruf für einen Teufel

Am 19. Mai 2024 starb bei einem Hubschrauberabsturz der zweitwichtigste Mann des iranischen Mullahregimes, Ebrahim Raisi, der 3 Jahre im Iran die Gewaltherrschaft auf das Schlimmste fortgeführt hat. Damals nach seiner fingierten Wahl – Reformer wurden erst gar nicht zugelassen – hat sich der derzeitige deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier tatsächlich erblödet, ihm zu seiner Präsidentschaft dieses Unrechtstaates – der sich Islamische Republik Iran nennt – zu gratulieren – einem Massenmörder und Menschenverächter, der sich hinter seiner „religiösen“ Mullahrobe versteckt und ein Teufel in Menschengestalt ist. 

 



 

Karikatur: Charlie Hebdo


Ich habe mich seinerzeit gefragt, wie weit auch unsere Politiker sinken können – denn noch leben wir in einer Demokratie – einem solchen Ungeheuer, das nicht einmal davor zurückgeschreckte, auch Kinder zu ermorden – zu gratulieren. Das jüngste war damals gerade mal 5 Jahre alt. 

 

Ebrahim Raisi sollte die Nachfolge des 85jährigen Khameineis – des obersten Staatsführers und Oberteufels – antreten, was auch ein Zeichen dafür ist, dass diese Kreatur über Leichen gegangen ist. Er hat uns ja genügend Beispiele vorgeführt – begonnen mit der Ermordung der jungen kurdischen Iranerin Mahsa Jina Amini, deren Kopftuch nicht richtig saß und die dafür von seinen Schergen totgeprügelt wurde, was im Iran eine Revolution gegen die verhassten Nachfolger auslöste (ich habe darüber 2022/2023 ausführlich berichtet). 20.000 Demonstranten hat man in dieser Zeit festgenommen, unzählige Todesurteile an ihnen vollstreckt (erst vorgestern wurde ein junger Rapper hingerichtet) – noch weitaus mehr als unter Rohani, der im Westen als moderat (!) bezeichnet wurde und doch die meisten Urteile an unschuldigen Menschen vollstrecken ließ. Raisi hat Mädchenschulen ausgeschaltet, indem er anordnete, dort Giftgas einzusetzen. 

 

Dennoch haben sich die Menschen Irans – besonders die Frauen – nicht diesem Druck gebeugt. Viele gehen in den Städten tatsächlich auf die Straßen und bieten dem Regime mutig die Stirn, indem sie tanzen und ihre Kopftücher nicht mehr tragen. Was das bedeutet, kann man sich in Deutschland kaum vorstellen. Dafür werden dort normalerweise Frauen geprügelt, inhaftiert, vergewaltigt oder kommen gar zu Tode.

 

Ebrahim Raisi und sein Außenminister Hussein Amirabdollahian sind beim Absturz ihres Hubschraubers im Iran ums Leben gekommen und man kann guten Gewissens behaupten, es hat die richtigen getroffen. Das Unglück dürfte die Islamische Republik in eine politische Krise stürzen. Mangels Alternativen wird sich die Suche nach einem langfristigen Nachfolger für Raisi schwierig gestalten. Und insbesondere Amirabdollahian war als Außenminister seit Beginn des Gaza-Kriegs verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt und hatte zahlreiche Reisen zu Verbündeten wie HAMAS, Huthi und Hisbollah unternommen, denn das Ziel der jetzigen Regierung war und ist es, Israel von der Landkarte zu löschen. 

 

Der Hubschrauber ist ausgebrannt und möge der Wind ihre Asche verstreuen. Normalerweise spürt man Trauer und ist bedrückt, wenn man vom Tode eines Menschen erfährt. Doch ich gebe zu, ich bin jubelnd aufgesprungen, als mich diese Nachricht erreichte. Danach brauchte ich erst einmal Zeit, um sie sacken zu lassen. 30 Jahre hat dieses Ungeheuer mitgewirkt, Menschen zu vernichten und auszuschalten, die sich gegen das Regime erhoben. Ich habe immer wieder gehofft, dass es so etwas wie Gerechtigkeit gibt und meine Wünsche ins Universum gesendet, dass Iran endlich von dieser Pest befreit wird, die unserer Bevölkerung so viele Schmerzen bereitet hat. Darum sind auch in vielen Städten Irans die Menschen jubelnd auf die Straßen gegangen, haben Feuerwerke gezündet und getanzt. 


Aber machen wir uns nichts vor. Das ist nur die Spitze vom Eisberg und es bräuchte viele marode Hubschrauber, um die ganze widerliche Elite dieses Unrechtsstaates zu vernichten. Bitter ist allerdings das Verhalten der Europäer – allen voran Deutschland. Nach dem Hubschrauber-Absturz Raisis haben Regierungen aus aller Welt ihre Solidarität erklärt. Die EU ging derweil noch einen Schritt weiter: Wie Brüsseler Offizielle am Sonntagabend öffentlich erklärten, habe die EU ihr umfassendes Satelliten-Netzwerk aktiviert, um die Iraner bei der Suche nach der Absturzstelle zu unterstützen. Unklar ist, warum die EU dem autoritären Regime im Iran so schnell zur Hilfe eilte: Das Mullah-Regime in Teheran ist gezielt mit Einfluss-Operationen in der EU im Einsatz, arbeitet umfassend geheimdienstlich in den Ländern des Staatenblocks. In den letzten Jahren wurden immer wieder vom Iran geplante oder unterstützte Anschläge in Europa verhindert, und Teheran tut alles dafür, um den schiitischen Fundamentalismus auch in Deutschland zu fördern. Freundliche Beziehungen zwischen dem Iran und den Europäern bestehen eigentlich nicht, auch wenn manche Außenpolitiker, etwa der heutige Bundespräsident Steinmeier, stets sehr freundlich und wohlwollend mit der brutalen Diktatur umgegangen sind. Na klar, es geht ja ums Geld – sprich Öl. Was zählen da schon Menschenleben. Sieben Tage hat sich unser Bundeskanzler Zeit genommen, um auf die Ermordung von Jina Mahsa Amini zu reagieren. Keine zwei Tage hat es gedauert, bis er sein Beileid für ihren Mörder Raisi bekundete.  


Wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen: Menschenrechte haben keine Lobby, denn alle haben geflissentlich weggesehen, aber es leiden ja nicht die eigenen Bürger… und wenn doch, was macht`s?

 

Barbara Naziri

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