Jürgen M. Brandtner - Regisseur, Autor, wundersamer Dichter

Im Zeitalter von Corona...


Jürgen M. Brandtner, liebenswerter Freund 
- Regisseur, Autor, wundersamer Dichter


(Foto Sandra Mittermayr)
 https://theaterjmb.jimdofree.com/


Ich kann nach dem Tode meines lieben Freundes Jürgen einfach nicht zur Tagesordnung übergehen. Es ist schwer für mich zu realisieren, dass er nicht mehr ist. Er stand mitten im Leben und wurde nur 58 Jahre alt, als dieses grausame Virus sein Leben nahm. Jürgen hat es geahnt, denn er schrieb in seiner Nachricht, bevor er starb: 

"Panische Nächte! Vom Tod geträumt, dem eigenen. Jetzt ist wieder Tag. Redet, singt, lacht, LEBT!" 

Da begann die Angst mein Herz zuzuschnüren.


So fange ich in meine Erinnerungen ein, die wie Schmetterlinge um mich schweben, denn ich möchte sie mit euch teilen. Jede/r von euch hat sicherlich im Leben schon einen oder mehrere Menschen verloren und mit dem Verlust kämpfen müssen. So geht es auch mir. Der Gedanke, nie mehr seine Stimme zu hören und sein fröhliches Lachen, hält mich gefangen. Ich vermisse die schönen und tiefsinnigen Gespräche, den liebevollen Austausch, den wir hatten. Er war ein kritischer und nachdenklicher Mensch, dem Gerechtigkeit alles war und der sich nicht von Schmeicheleien beeindrucken ließ. Ich vermisse die Umarmungen, wenn wir uns sahen, und ich denke an meine liebe Freundin, seine geliebte Lill, die ihm nur 4 Tage später folgte. Beide waren ein Herz und eine Seele und sie strahlten das auch aus. Ich denke an ihre fröhlichen und liebevollen Botschaften, wenn wir uns nicht sahen, die sie uns in kleinen Videos sandten. Und selbst, wenn wir uns lange Zeit nicht sahen, war es, als seien sie erst gestern aus der Tür gegangen.

 

Jürgen war ein wunderbarer Mensch und Künstler und hatte viele Begabungen. Regisseur, Schauspieler, Rezitator und Autor und unterrichtete mit Freude junge Nachwuchsschauspieler. Aber vor allem war er ein fabelhafter Dichter. Ich liebe seine Gedichte, denn sie berühren und treffen stets zielsicher den Kern seiner Themen. Darum möchte ich hier mit einem seiner Gedichte, das ich besonders mag, schließen:


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Wunderschöner Stein

 

Du bist ein wunderschöner Stein. 

Fielst unbehaun einst auf die Erden 

Und glitzertest im Mondenschein. 

*

Bald zeigtest du die ersten Kanten. 

Skizziertest grob dein künftig Werden 

Und strahltest unschuldsdiamanten. 

*

Dann wechselte dein Lichterspiel. 

Die Rundungen an dir verschwanden. 

Das Leben schnitt in dein Profil. 

*

Durch Hin & Her und Hoch & Tief 

Kamst zeitweis selbst du dir abhanden. 

Doch dann wurd wach, was vormals schlief: 

*

Die Fähigkeit, durch deine Hände 

Dir Form zu geben und Kontur. 

Du schufst dir Falten und Gelände 

*

Und schwebst nun leicht im Sonnenschein 

mit wandelbarer Seinsstruktur, 

verformbar wunderschöner Stein. 

 

© JMB – 17.02.2012 

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