Die schwarze Taube (vertontes Gedicht)

Die schwarze Taube

© Aramesh, Januar 2018

vertontes Gedicht / Musik Andreas Cotterell


Die Friedenstauben tragen Trauer,

gestutzte Flügel, angekettet,

gefangen fest im Vogelbauer

und niemand zeigt sich, der sie rettet.

 

Die Menschen treibt es auf die Gassen,

die Angst vergessen, die sie bannte,

das Wort wird sich nicht stoppen lassen,

das allen auf der Zunge brannte.

 

Es brechen Schlösser von den Mündern,

ein Aufruhr gegen Heuchelei.

„Das Menschenrecht ist nicht zu plündern!“

erklingt es wie einz‘ger Schrei.

 

Wie wilde Schlangen züngeln Flammen,

die hungrig sich durchs Dunkle fressen.

Hilf uns, das Böse zu verdammen!

Wer kann das Leid der Menschen messen?

 

Gleich einer Mauer steht die Macht,

zerfetzt das Leben, Schüsse knallen.

Ein Seufzer tönt, dann ewige Nacht,

in deren Tiefe Körper fallen.

 

Ein neuer Tag, kein Vogel singt,

das Dämmerlicht färbt sich blutrot

und keiner da, der Botschaft bringt –

ein dunkler Schatten schweigt sich tot.

 

Verzweiflung will mich schon verleiten,

da sehe ich die junge Frau

aus einer Einbahnstraße schreiten

und mit ihr schwindet jedes Grau.

 

Sie schaut sich um, löst ihren Schleier

und wirft ihn hoch mit einem Lachen;

ich atme heftig, fühl mich freier

und trachte es, ihr nachzumachen.

 

Nun wollen wir dem Wind erlauben,

sie fortzutragen übers Land,

sie gleichen schwarzen Friedenstauben

von unserer Hoffnung abgesandt.

 

Der Machtgier scheinheiliger Greise

und Unterdrücker hier im Land

erliegen wir zu keinem Preise,

denn FREIHEIT ist ein Menschenpfand.

 

Die Friedenstauben tragen Hoffnung

und Lebensmut, der nicht vergeht,

die Ketten fangen an zu rosten,

die Schleier werden fortgeweht.

 

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